Die neue Welt der Darmbehandlung – Leaky Gut, Reizdarm und Co.
Bis vor wenigen Jahren entsprach die gängige Therapie aller möglichen Darmprobleme der Gabe von Keimen, die im Dickdarm vorkommen, in Tabletten- oder Kapselform. Dies wurde besonders gerne nach einer Antibiotika-Gabe gemacht. Je nach Problematik erhielten die Tiere zum Beispiel zusätzlich adstringierende (zusammenziehende) Produkte, wie zum Beispiel bei Leaky Gut, zusammen mit der Aminosäure Glutamin, die in dem Ruf steht, die Zellverbindungen in der Darmwand reparieren zu können.
Leaky Gut, der durchlässige Darm, ist eine Darmerkrankung, die eigentlich von der Schulmedizin nicht anerkannt wird. Zu unsicher für die Schulmedizin, ist die Bedeutung der Marker, die damit im Zusammenhang getestet werden, allen voran Zonulin (Signalgeber für den Öffnungsgrad der tight junctions, der engen Zellverbindungen in der Darmwand, zur Verhinderung des Nährstoffübergangs in die Bauchhöhle), Alpha 1 Antitrypsin (ein erhöhter Wert gibt in der Tat den Hinweis auf eine chronische Darminfektion. Allerdings nicht speziell auf Leaky Gut), IgA oder Lysozym.
Einen erhöhten Zonulin-Wert kann man in mehreren Situationen beobachten, wie z.B. bei Dysbiosen, Entzündungen, bei mangelnder Schleimproduktion oder selbst die Ernährung kann den Zonulin Wert beeinflussen. Zonulin scheint ein nützlicher Wert zur Bestimmung der Darmsituation zu sein, aber bis es wirklich aussagekräftig sein wird, muss noch viel Forschungsarbeit geleistet werden.
Zurück zur Leaky Gut Therapie von weiter oben: Ich habe das auch so gelernt und angewendet, mir stellten sich aber im Laufe der Zeit einige Fragen und Beobachtungen in den Weg – die Behandlung war nicht wirklich nachhaltig – die Symptome verschwanden, den Tieren ging es viel besser, aber einige Wochen nach Ende der Behandlung fing das Spiel von vorne wieder an. Auch kam es vor, dass manche Werte höher waren als vorher, oder aber sich normalisiert hatten und dann später schlimmer geworden sind als jemals zuvor. Auf das Warum?? bekam ich keine vernünftigen, nachvollziehbare Antworten…
Dann endlich – bei zwei Fortbildungen – gab es nicht nur Hinweise, sondern handfeste, studienbelegte Erklärungen.
Eine Dysbiose (Verschiebung des Keimverhältnisses im Darm) geschieht fast immer als Folgeerscheinung anderer organischer Erkrankungen, so kann sie zum Beispiel eine Reaktion auf Medikamente sein, auf eine Insuffizienz der Bauchspeicheldrüse passieren, das Resultat einer Störung des Immunsystems sein, auf zu wenig Magensäure basieren, mit minderwertigem Futter zusammenhängen, allergisch bedingt sein, eine gestörte Darmmobilität zur Ursache haben und vieles mehr.
Ergo sollte die Dysbiose behandelt werden, aber auch die Ursache an sich – und die muss zunächst einmal identifiziert werden.
Dabei stellte sich schnell heraus, dass traditionelle Untersuchungsmethoden dabei nicht wirklich weiterhelfen: so bringt die Auswertung der Keime im Darm im Vergleich zu Referenzwerten leider nichts – eine große Menge der Keime sind anaerob, d.h. sie existieren ohne die Anwesenheit von Sauerstoff, jede Probe ist naturgemäß sofort mit Sauerstoff kontaminiert. Entsprechend lassen sich diese Keime extrem schlecht anzüchten, die Keime aus dem Dünndarm sind überhaupt nicht anzüchtbar, sprich die Ergebnisse der traditionellen Teste sind wirklich anzweifelbar!
PCR Tests (einem molekulargenetischem Verfahren), bekannt aus der Corona Zeit, bieten hier die Lösung. Leider ist kein Test preisgünstig, die PCR Tests sind sogar sehr viel teurer als die traditionellen.
Und dann stellt sich natürlich noch die Frage – helfen diese Test überhaupt weiter? Da es keine Symbiotika der anaeroben Keime zur Therapie gibt, ist die Antwort ein ‚Nein‘.
Wir sind also selbst mit hochtechnisierten Tests quasi so klug wie vorher, vielleicht sogar noch etwas verwirrter. Entsprechend kann man sie sich auch sparen.
Die Ursachenforschung für die Probleme steht trotzdem dringlich an!
Da gibt es zum Beispiel den Wert der Gesamtgallensäuren, die aus primären und sekundären Gallensäuren erfasst werden. Der Wert ist nicht aussagekräftig, wenn in den letzten acht Wochen vor der Testung ein Antibiotikum gegeben wurde.
Ein ganz wichtiger Faktor bei der Ursachenforschung ist Stress – wieviel Stress hat das Tier, wieviel übernimmt es beispielsweise vom Halter? Wir beherbergen zunehmend mehr Tiere aus dem Tierschutz hier bei uns. Niemand kann sagen, wie sie sich ernähren konnten, insbesondere wie sie in der Trächtigkeit der Mutter und im Welpenalter versorgt wurden. Und welchen Stresslevel sie ausgesetzt waren und welche traumatischen Belastungen sie mit sich herumtragen.
Wie gehe ich als Therapeutin nun diese Situation an: Ein genauer Blick auf das Tier hilft weiter! Dazu gehören eine sorgfältige Anamnese, ein Futtermitteltagebuch, ein Labor der angrenzenden Organe (Schilddrüse, Nieren, Bauchspeicheldrüse etc.), eine Umstellung der Fütterung zu verträglicheren Fütterung und die Behandlung der Dysbiose, wobei ein einfaches ‚Auffüllen‘ von dem was fehlt nicht wirklich sinnvoll bzw. erfolgsversprechend ist.
Stattdessen bietet sich die Regeneration der Funktionsverluste an. Wie schon oben erwähnt, funktioniert die Gabe von Keimen (Probiotika) nur solange sie gegeben werden.
Gute Erfahrungen wurden mit der Gabe von sogenannten Postbiotika gemacht, Bakterienstoffwechselprodukten, wie z.B. Butyrat (kurzkettige Fettsäuren), die die Darmbarriere dichten.
An erster Stelle sollte allerdings die Linderung der Beschwerden stehen, die mit einer großen Bandbreite von Symptomen wie Erbrechen, Sodbrennen, Durchfällen und Inappetenz einhergehen – was beispielsweise um nur eine Möglichkeit zu nennen, über die Moro’sche Suppe geschehen kann. So unterstützt beispielsweise auch die Supplementierung von Faserstoffen (unverdauliche pflanzliche Futterbestandteile, als sogenannte Präbiotika) den Darm immens dabei, wieder die nötigen Bakterien wieder selbst herstellen zu können (als Beispiel nenne ich hier die Akazienfaser oder Chiasamen).
Schwerverdauliche Proteine sollten gemieden werden, so zum Beispiel Milchprodukte, Casein wird nur langsam verdaut und kann den gestressten Organismus sehr belasten.
Gegen den Stress gibt es einiges, ganz besonders empfehle ich hier den Heilpilz Hericium, der sehr positiv auf die Magen- und Darmschleimhäute wirkt und ein sehr wirkungsvolles Adaptogen ist – sprich ausgleichend.
Ein zentrale Stelle nimmt die Schleimhauttherapie ein – dabei hilft das bereits erwähnte Glutamin, es beruhigt, wird aber häufig in zu hoher Dosierung verabreicht.
Die Behandlung dieser Darmprobleme passiert nicht von jetzt auf gleich – es ist ein langer Weg und gut dem, der einen erfahrenen Therapeuten an seiner Seite hat. Ich bin diesen Weg mit meiner Hündin Niña gegangen. Regelmäßige heftige Bauchschmerzattacken mit Gras fressen und Darmmobilitätsstörungen machten es erforderlich. Manches Mal wusste ich mir keine andere Hilfe mehr, als ihr Novalgin zu spritzen. Dabei hatte sie praktisch nie Durchfall.
Nach mehreren Behandlungsdurchgängen mit adstringierenden Produkten, Auffüllen der fehlenden Keime wie eingangs beschrieben, wurden mir sowohl normale und kurz danach aber auch abenteuerlich erhöhte Zonulinwerte präsentiert und ich wusste wirklich nicht mehr, wie ich ihr noch helfen kann.
Die Problematik entstand stressbedingt im Magen und im Dünndarm und nachdem ich mich an die Taktiken der neuen Variante gehalten habe, hat Niña nun schon seit Monaten keine weitere Attacke mehr gehabt. Sie wird bald 12 und hat noch nie so gerne gefressen wie zurzeit. Sie war immer sehr mäkelig, kein Wunder, hat vermutlich jedes Fressen mit Unwohlsein und Schmerzen im Zusammenhang gestanden. Nun steht sie gegen 17.00 schwanzwedelnd vor mir (und das ist mit ihrem Mops-Ringelschwänzchen gar nicht so einfach) und fordert mich auf, ihr ihre Ration bereit zu stellen.
Bildrechte: CGC GmbH / i.A. Repha GmbH
Fotograf: copyright Th. Weidner
Ihr Bericht hilft mir enorm! Meine kleine Hündin macht mir auch große Sorgen! Ich wünsche Sie mir gerne als unterstützende Therapeuten! Ist das möglich?
Hallo Frau Foltas, Sie können mich gerne telefonisch kontaktieren.
Mit freundlichen Grüßen, K. Germershausen