Homöopathie in Züchterkreisen

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Schon seit mehreren Jahren bemühe ich mich in Züchterkreisen mit gewissen Praktiken aufzuräumen, die in meinen Augen schlichtweg gefährlich für die Hündinnen sind und Geburt und Nachsorge erschweren, ja gefährden!

Heute erreichte mich ein Dokument, das in einer Züchtergruppe auf Facebook bei den fixierten Dateien zu finden ist – mir blieb schlicht die Luft weg:

Auf zwei Seiten werden sage und schreibe 12 homöopathische Mittel empfohlen, prophylaktisch vor der Geburt, währenddessen und danach, in allen möglichen Situationen, Potenzen und Häufigkeiten, für die Hündin und die Welpen, dazu noch diverse Empfehlungen, die bekanntermaßen in bestimmten Situationen helfen können, wie Himbeerblätter, Rescura Tropfen oder Calcium Frubiase.

Ich zitiere: „Arnica D30 einmal täglich ab drei Tage vor der Geburt bis drei Tage danach, damit bei der Geburt kein Gewebe zerstört wird und kleinere Verletzungen schnell heilen“

Offensichtlich hat sich beim Verfasser des Dokuments noch nicht herumgesprochen, dass Arnika keinesfalls vor einer Situation, wie z.B. eine Operation, gegeben werden darf. Es kann zu langanhaltenden Sickerblutungen kommen – nein, das möchte man nicht erleben, bei einer sowieso von der Geburt geschwächten Hündin…

Weiter geht es mit Anweisungen Pulsatilla D6 oder D12 bereits 1 Woche ein- bis zweimal täglich vor der Geburt zur Vorbereitung der Geburtswege zu geben – hat der Verfasser schon mal etwas von homöopathischen Prüfungssymptomen gehört?

Was sind Prüfungssymptome? Nach Wikipedia versteht man darunter, die nach homöopathischen Mittelbildern zusammengefassten Prüfungssymptome nach der Einnahme dieser Substanzen.

Hahnemann legte fest, dass die homöopathischen Prüfer gesund sein müssen, ein Mittel einnehmen und dann alle Veränderungen und Reaktionen, die sie an sich feststellen, aufzeichnen müssen.

Die Summe dieser beobachteten Symptome aus den Prüfungen werden zu einem homöopathischen Arzneimittelbild zusammengefasst und in Verzeichnissen geordnet.

Wenn nun das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie ‚similia similibus curentur‘ – Gleiches heilt Gleiches  – als Grundlage genommen wird, so heißt das, dass eine Mittelgabe ohne Symptome (in diesem Fall die prophylaktische Gabe diverser Mittel während der Trächtigkeit) zu Prüfungssymptomen führt, die zum Mittelbild des gegebenen Mittels führen – will heißen, dass das Vorbereiten der Geburtswege durch Pulsatilla zum genauen Gegenteil führen kann!

Ich greife mir ein weiteres Beispiel aus der Datei heraus: …“Calcium Phosphoricum D30 einmal täglich ab drei Tage vor der Geburt bis eine Woche nach der Geburt, um Calciummangel und daraus folgender Eklampsie vorzubeugen…“

Calcium phosphoricum oder auch Calciumphosphat ist ein Mischmittel, wie die beiden Nennungen zeigen, Calcium ist also durchaus enthalten. Homöopathisch wird es zumeist eingesetzt, bei Wachstumsstörungen und Zahnungsproblemen. Die prophylaktische Gabe zur Verhinderung einer Eklampsie (also bei Krampfanfällen der werdenden Mutter) ist mir nicht bekannt.

Kann es im Umkehrschluss eine Eklampsie triggern? Die Gefahr besteht…

Leider wird bei der Mastitis nur Phytolacca enpfohlen – kein Mittel, dass die Entzündung sofort an der Wurzel packt, wie z.B. Belladonna. Aber auch hier gilt, dass die individuelle Symptomatik der Hündin anamnestisch analysiert werden muss und dann das passende Mittel differenziert werden muss.

Mal ganz davon abgesehen, dass diese Praxis die Hunde gefährdet, trägt sie meines Erachtens leider auch ganz massiv dazu bei, die Homöopathie als wirkungslos zu verurteilen. Wenn Probleme auftauchen, die die prophylaktische Gabe getriggert haben, heißt es vermutlich: hat ja nicht geholfen, ist wirkungslos und dann wird sowieso zur Chemie gegriffen.

Ich möchte noch anmerken, dass Pulsatilla, Phytolacca und Co. absolut ihre Berechtigung haben, aber bitteschön während der Geburt und auch nur, wenn ihre Gabe durch die entsprechende Symptomatik nötig ist!

Pulsatilla unterstützt beispielsweise die nachlassende Wehentätigkeit unter der Geburt ganz wunderbar, genauso wie Caulophyllum, aber nur wenn die Symptome ihre Gabe nötig machen.

Als Klassische Homöopathin sind die C-Potenzen meine Domäne – D Potenzen verwende ich nur, wenn nichts anderes greifbar ist. Das hat auch einen Grund. D Potenzen – Verdünnung 1:10, C-Potenzen – Verdünnung 1:100. Das bedeutet, dass niedrige D-Potenzen noch relativ viel des ursprünglichen Wirkstoff enthalten, die gefährlichsten unter ihnen sind deswegen in Deutschland rezeptfrei erst ab der D4 zu erhalten.

Heißt aber auch, dass die häufige Gabe niedriger D Potenzen, wie in dem Dokument empfohlen, noch schneller zu Prüfungssymptomen führen kann.

Mein Fazit: Die homöopathische Betreuung gebärender Tiere ist sehr hilfreich, sollte aber durch einen ausgebildeten Homöopathen betreut werden.

 

2 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Fabienne Hoeltgen am 17. November 2024 um 21:58

    Ich bin begeistert! Aus der Erfahrung und in Begleitung von Katharina meiner trächtigen Hündinnen hat die Homöopathie sich immer sehr positiv ausgewirkt!

    • Veröffentlicht von Germershausen am 6. Dezember 2024 um 14:41

      Hallo Fabienne, vielen lieben Dank für Deine Kommentar – ich stelle gerade fest, dass Kommentare immer noch nicht per Email bei mir ankommen, was eigentlich so eingestellt war. Liebe Grüße, Katharina

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