Sexuell übererregter Rüde

In den letzten Jahren scheinen Hündinnen permanent läufig zu sein – vielleicht liegt das an den nicht mehr ausgeprägten Wintern, denn früher beschränkte sich das auf Frühjahr und Herbst. Ein sexuell übererregter Rüde stellt die Halter vor permanente Probleme: die Rüden haben nicht nur anhaltend den tollen Geruch der läufigen Hündinnen in der Nase, sondern leiden oft genug fürchterlich darunter: ständiges Jaulen und Weinen gehört dazu, jeden Grashalm und jeden Stein abzulecken, nicht mehr richtig zu fressen, keinen Schlaf mehr zu finden, unter einer Dauererektion zu leiden, so dass die Vorhaut nicht mehr über die Eichel zurückrutschen kann oder auch Herrchen oder Frauchen zu beglücken – eine meiner Halterinnen berichtete, dass sie im Sommer keine kurze Hose mehr anziehen könne, so sehr leiden ihre Beine durch die ständige Umklammerung der Pfoten mit den Krallen bei den Versuchen das Bein zu begatten und Erleichterung zu finden.
Natürlich bringt diese Zunahme auch mit sich, das immer häufiger die läufigen Hündinnen unterwegs sind, die nichts anderes im Sinn haben, als zu laufen (Läufigkeit) und einen tollen Rüden mit gutem genetischen Material zu finden…

Im Laufe der letzten Jahre konnte ich beobachten, dass der sexuell übererregter Rüde meist in eine Gruppe von zwei Kategorien eingeteilt werden kann: zum einen handelt es sich ‚nur‘ um eine normale Übererregtheit hormonellen Ursprungs und diese Rüden können recht einfach mit homöopathischen Mitteln behandelt werden, die dann auch wirken und die Kraft haben, die Situation zu verändern. Eine kleine Liste homöopathischer Mittel, die erfahrungsgemäß gut wirken, ist weiter unten zu finden.

Zur zweiten Kategorie gehören aber Rüden, die nicht nur unter der normalen sexuellen Übererregtheit hormonellen Ursprungs leiden, sondern solche, wo die ganze Situation durch etwas Psychisches verkompliziert wird. Möglicherweise benötigt er diese Überreaktion als Ventil für etwas anderes – in der Geschichte des Mensch/Tier-Teams ist vielleicht etwas geschehen, dass das Kräfteverhältnis verschoben hat? Beispielsweise hatte ich schon Patienten, wo das Tier der tonangebende Partner war und dadurch hatte es massiven Stress und litt unter ständiger Überforderung – er sieht sich gezwungen tonangebend im Gespann Mensch / Tier zu sein und steht damit langanhaltend unter Stress!

Wenn gut gewählte homöopathische Mittel nicht wirken, sollte man sich immer fragen, was der Grund dafür ist, vielleicht obengenannte Gründe. In dieser Situation ist eine gründliche Anamnese eminent wichtig – es muss genau nachgefragt werden, wann es angefangen hat und wie genau es sich auswirkt – dazu gehört natürlich auch die gründliche Anamnese zur Vorgeschichte des Teams Mensch und Tier.
Vielleicht kommt dann eine hundepsychologische Behandlung in Betracht oder möglicherweise kann eine Hundeschule helfen, mit deren Unterstützung das tonangebende Gewicht durch das richtige Verhalten wieder in Richtung Halter verschoben werden kann.

Oftmals –  konnte ich allerdings auch feststellen – gibt es physiologische Ursachen, die für die Triebsteuerung eines sexuell übererregten Rüdens verantwortlich sind: eine vergrößerte Prostata oder zystische Veränderung in ihr. Eine organische Abklärung beim Tierarzt per Ultraschall empfiehlt sich. Bereits junge Rüden können darunter leiden, ich habe das schon bei zweijährigen erlebt.

Eine dritte Möglichkeit ist das Triggern des Triebes, durch Elemente in der Nahrung, die dem Tier nicht gut tun. Auch das ist schon vorgekommen – die Situation hat sich beruhigt, mit dem Start des Selber Kochens – keine Zusatzstoffe in der Nahrung, normaler Trieb!

Der Tierarzt empfiehlt in dieser Situation meist eine chemische, zeitlich begrenzte Kastration. Sie endet nach einem halben bis ganzen Jahr und ist nicht mit einer tatsächlichen Kastration zu vergleichen, steht aber in dem Ruf einen Hinweis auf das Verhalten des Tieres nach einer Kastration zu geben. Allerdings hat sie Nebenwirkungen. Neben denen auf dem Beipackzettel, die der Tierarzt vorher auflisten wird, hatte ich schon Fälle in meiner Praxis von Inkontinenz und zunehmender Aggressivität (sogar gegen die eigenen Halter). Eine richtige Kastration verändert das Tier – ganz besonders wird sie als problematisch diskutiert, wenn es sich um ein großes, schweres Tier mit Gelenkproblemen handelt. Testosteron, das männliche Geschlechtshormon, wird dann nicht mehr produziert und ist für die Gesunderhaltung der Gelenke sehr wichtig – ganz besonders problematisch wird es, wenn bereits Arthrose vorhanden ist.

Eine Kastration kann aber auch aus anderen Gründen angezeigt sein, möglicherweise ist sie das Mittel der Wahl bei Rüden mit epileptischen Anfällen, die durchaus durch die Hormone getriggert sein können. 

Es gibt einige homöopathische Mittel, die in dieser Situation beim Rüden angewendet werden können:
Bellt der Rüde ununterbrochen, ist  kaum noch zu bändigen, heult und jault er ständig, ist häufig Agnus castus (Mönchspfeffer) angezeigt – wie so oft in der Homöopathie gibt es mehrere Anwendungsmöglichkeiten für ein Mittel: so es wird gerne angewendet bei ausgeprägter Deckunlust und auch bei derselben, wenn vorgerücktes Alter der Grund für die Unlust ist. So wird es z.B. als äußert hilfreich beschrieben bei der älteren Hündin, die nicht mehr aufnehmen will. Der Bezug von Angus castus zum Hormonsystem ist also deutlich vorhanden!

Foto: Agnus castus, Wikimedia commons by Wouter Hagens

Natürlich gibt es noch weitere homöopathische Mittel, die ein sexuell übererregter Rüde benötigen könnte – es kommt in der Homöopathie halt immer auf die Symptome an: entsprechend hier ein kleiner Auszug:
Calcium carbonicum (gemahlener Austernschalenkalk) – normalerweise entspannter Typ, sexuell triebhaft, dabei stur und anhänglich – leckt das Pipi der läufigen Hündin draußen
Platinum metallicum (Platin) – dominant, sehr heftiger Sexualtrieb, Laune wechselnd, Onanie, rasch erregt, schnell wütend)
Nux vomica (Brechnuss) – hektisch, hyperaktiv, mental unsicher, macht die Hündin nervös, beißt schnell
Sulfur (Schwefel) – selbstbewusst, freundlich, immer hungrig und durstig, mag kein Wasser, wälzt sich gerne.
Für mich gehört auch Phosphorus zu dieser Liste: dieser Rüde ist triebhaft, schnell entflammt, aber enorm freundlich und anhänglich.

 

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Wer diesen Beitrag lieber als Video anschauen möchte, findet ihn hier:

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Und wer speziell zur Homöopathie mehr wissen möchte, ohne den Zeitdruck und die nötige Konzentration eines Webinares, kann hier in aller Ruhe schmökern: 

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Ich bin kein Tierarzt und gebe kein Heilversprechen. Körperliche Beschwerden und Verhaltensauffälligkeiten solltest Du immer vor Ort mit dem zuständigen Tierarzt oder Therapeuten besprechen. Auf meiner Homepage informiere ich  zu Tipps und Tricks  in der Alternativen Tierheilkunde aus meinem Praxis-Alltag.

 

 

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