Graue Schnauzen – Es ist nur ein bisschen anders!

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Wie schnell vergehen 10 Jahre – eben noch haben wir seufzend die zerkauten Schuhe entsorgt und nun helfen wir ihnen die Treppe hoch…

Biologisch gehören Hunde mit dem Start des siebten Lebensjahres bereits zu den Senioren – die erste Lebenshälfte liegt hinter Ihnen und ich möchte in diesem Beitrag einmal vorstellen, was Ihrer Grauen Schnauze jetzt das Leben einfacher macht, vor allem aber wie man auch langsamer eine schöne gemeinsame Zeit haben kann.

Vorab: meine eigene Hündin Niña (die vom Foto) wird in zwei Monaten elf Jahre alt. Vieles ist anders geworden, aber vor allem bemerke ich, dass sich auch vieles durch die gemeinsam verbrachte Zeit vereinfacht hat: Ecken und Kanten haben sich abgeschliffen und das Zusammensein klappt auch ohne Worte wunderbar. Wir kennen uns nun gut, ich weiß, was sie braucht, möchte und nicht möchte und sie weiß das auch von mir. Mit ein bisschen Hinschauen und Hinhören auf beiden Seiten, kann man sich gegenseitig unterstützen. Ich genieße ihre Gesellschaft, ihre Ruhe und Entspanntheit – ein Blickwechsel reicht aus, alles klar!

Ich habe gelernt, mir beim Spaziergang mehr Zeit zu lassen – Niña möchte mehr und länger schnüffeln, alles gründlich beriechen. Die Spaziergänge sind wichtig – Bewegung tut gut und die frische Luft sowieso. Gerade bei Arthrose ist Bewegung enorm wichtig – die Spaziergänge sollten allerdings kürzer  und langsamer ausfallen, können dafür aber häufiger stattfinden. Arthrose-belastete Gelenke ohne Bewegung frieren ein (die Produktion und Verteilung der Synovia, der Gelenkschmiere, wird reduziert und fehlt für das reibungslose – sprich schmerzarme – Bewegen) – zudem sorgt der damit einhergehende Muskelabbau für zusätzliche Belastung der eh schon schmerzhaften Gelenke – es versteht sich von selbst, weniger Gewicht ist in diesem Fall besser als mehr – die Gelenke haben weniger Last.

Zudem unterstützen Spaziergänge den Kreislauf und die Verdauung.

Das Terrain des Spazierganges muss nicht vollkommen flach sein, leichtes Auf und Ab trainiert die Muskulatur, ebenso wie wechselnde Untergründe von Sand- oder Wiesenboden oder auch Asphalt (der hilft die Krallen abzuschleifen) sind förderlich für die Koordination.

Kleine Ausflüge in neue Umgebungen verhindern das alte Pfade zu langweilig werden. Es sollte aber nicht in Stress ausarten, Routinen sind sehr wichtig für unsere alten Hunde!

Im Sommer empfiehlt es sich, eine Trinkflasche dabei zu haben – Senioren haben oft schneller Durst und Pfützen eignen sich nicht so gut, sie können u.a. mit Leptospiren verseucht sein oder auch mit Erregern anderer Infektionskrankheiten, die nur zu gerne die Verdauung komplett durcheinander bringen. Natürlich empfehlen sich an heißen Sommertagen die frühen Morgen- oder späten Abendstunden für die Spaziergänge.

Im Winter, ab 5°C bei kurzbeinigen, kurznasigen Hunden ohne Unterfell, rate ich dringend zu einem Mantel, ganz besonders wenn es regnet. Kalt und nass verschlimmert die Arthrose 100prozentig! Und auch große Hunde mit kurzem Fell ohne Unterwolle, wie Viszla, Dalmatiner oder Rhodesian Ridgeback frieren schnell und ein Mantel beseitigt das Problem.

Geistige Anregung erhalten unsere Senioren durch Nasenarbeit – Schnüffelbälle oder -teppiche mit in ihnen versteckten Leckerli machen Spaß und halten wach.

Bei der Fütterung heißt es nun, die Menge zu reduzieren – der alte Hunde benötigt nur noch ca. 1% seines Körpergewichtes an Futter und in der Regel liegt man nicht falsch, den Proteinanteil etwas zu senken. Bei den Seniorenfuttern sollte man allerdings aufpassen – einige Hersteller reduzieren Fleisch im Austausch mit stärkehaltigen Kohlenhydraten – das belastet Herz- und Kreislauf, Diabetes freut sich und es gibt weniger Energie respektive das Gewicht kann zum Problem werden (Arthrose, s.o.).  

Es gibt sehr gute orthopädisches Hundebetten mit Memory-Foam, der sich dem Körper anpasst, besonders bei schweren Hunden eine große Erleichterung für die Gelenke, insbesondere da die Senioren zunehmend mehr schlafen –  ansonsten existieren vielerlei Hilfsmittel wie Treppen oder Rampen (Springen wird schwer und belastet die Gelenke sehr stark) oder Hilfsmittel zum gezielten Muskelaufbau wie Balance Kugeln für die Pfoten (sie sind hervorragend für das Training der gelenknahen Muskulatur geeignet).

Für die unfallfreie Bewegung im Haus, sollte man rutschige Untergründe wenn möglich wenigstens mildern (so haben wir zum Beispiel unsere glatte Buchentreppen mit Teppich belegen lassen und Niña rutscht nicht mehr.) Zur Not gibt es Stoppersocken auch für Hunde.

Sollte es ganz schlimm werden, kann mit einem Hundebuggy trotzdem für die Zeit an der frischen Luft und für Bewegung gesorgt werden. Leider machen sich Probleme oft in der Stabilität und Bewegungsfähigkeit der Hinterhand bemerkbar – Bandscheibenvorfälle mit Lähmungen der Hinterbeine gibt es häufig – dann kann ein Rolli Abhilfe schaffen und dem Hund die Bewegungsfreiheit zurückgeben, die andernfalls vollkommen dahin wäre.

Und für die kuschelige, warme Umgebung können Heat pads bzw. Körnersäckchen sorgen.

Beim Tierarzt gibt es viele Möglichkeiten den Senior zu scannen um sich vor unliebsamen Überraschungen zu schützen. So empfiehlt sich einmal im Jahr ein geriatrisches Blutbild mit den Schilddrüsenwerten vornehmen zu lassen; auch die Prostata beim Rüden, die Nieren und das Herz können und sollten ggf. genauer untersucht werden. Da ältere Hunde deutlich stressanfälliger sind als junge Hunde, ist die Überprüfung des Cortisolspiegels im Falle dessen zur Überprüfung sinnvoll.

Die Naturheilkunde bietet ebenfalls viele Möglichkeiten, um das Altern etwas zu erleichtern – ich gebe zum Beispiel gerne Gingko in homöopathischer Potenz – es fördert die Durchblutung und Omega 3-Fettsäuren sorgen für die Funktion der Nerven! Oft benötigt auch  die Verdauung Unterstützung – auch hier gibt es viele natürliche Produkte um nachzuhelfen, wie zum Beispiel Flohsamenschalen oder Akazienfaser.

Natürlich kann es viele weitere Problempunkte beim alten Hund geben – so lässt auch häufig die Vitalität des Herzmuskels nach und kann entsprechend unterstützt werden. Möglichkeiten gibt es in der Tierheilkunde unendlich viele…

Und zuletzt empfehle ich das Führen eines Notizbuch, in dem kurz Beobachtungen über die Zeit festgehalten werden. Dies kann helfen, nachzuvollziehen, ob die Empfindungen zur Verbesserung oder Verschlimmerung real sind.

Demenz gibt es auch bei Hunden und macht sich sehr häufig durch nächtliche Unruhe bemerkbar, ist aber nicht Bestandteil dieses Artikels.

Ich wünsche eine schöne gemeinsame Zeit mit dem Senior! Vieles ist nun anders, aber trotzdem schön!

 

3 Kommentare

  1. Veröffentlicht von Andrea am 22. Januar 2024 um 7:47

    Danke für diesen tollen Artikel. vieles wuste ich ,doch einiges nicht,oder in Vergessenheit geraten. Also nochmals DANKE. LG ANDREA

    • Veröffentlicht von Germershausen am 22. Januar 2024 um 10:48

      Vielen lieben Dank!

  2. Veröffentlicht von Kerstin Schlömp am 29. Januar 2024 um 15:34

    Auch ich bedanke mich. Einige Infos kannte ich noch nicht. Vielen Dank. LG Kerstin mit Kiki und Leo

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